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Wohnen

Wer hat’s erfunden? Jedenfalls kein schwedisches Einrichtungshaus. Schon Jahre bevor die Frage „Wohnst du noch oder lebst du schon?“ über die Fernsehschirme flimmerte, praktizierte man in einer Dorfgemeinschaft unweit des schwäbischen Fleckchens Deckenpfronn nichts weniger als die Blaupause eben jener Wohn-Vision.

Einer Hausgemeinschaft im Tennental anzugehören – das bedeutet mehr, als nur unterm selben Dach zu leben. Intensive Gemeinschafts- Erfahrungen und Begegnungen von Mensch zu Mensch stehen im Mittelpunkt des familiären Zusammenlebens, das hier gepflegt wird. Jeder Einzelne trägt – ganz unabhängig von seinen individuellen Einschränkungen – zum gelingenden Miteinander im häuslichen Kosmos bei und erlebt sich dabei sowohl als Gebender als auch als Nehmender. So können Beziehungen auf Augenhöhe wachsen, in welchen der assistenzbedürftige Mensch nicht auf den Part des Hilfeempfängers reduziert wird, sondern die Chance erhält, in mannigfache Rollen zu schlüpfen: die des Freunds und Nachbarn, des Kunden im Dorfladen, des Patienten in der Arztpraxis oder des Zuhörers bei kulturellen Veranstaltungen.

Menschen, die rund um die Uhr betreut werden, wohnen im Tennental in einer der elf großen Lebensgemeinschaften; Menschen mit geringen Hilfebedarfen finden eine selbstständigere Wohnform in Einzelappartements oder weitestgehend selbstorganisierten WGs. Der Alltag in den Lebensgemeinschaften ist jeweils eingebettet in den Jahres-, Wochen- und Tagesrhythmus mit Ankerpunkten wie religiösen Festen – Weihnachten, Ostern, Pfingsten –, gemeinsamen Mahlzeiten, Bibelfeiern und einem Morgenspruch vor Beginn der Arbeit.