Tennental-Blog 21. Juli 2020
Sexuelle Übergriffe eines ehemaligen Mitarbeiters:
Unabhängige Experten arbeiten die Übergriffe im Tennental auf
Im Januar dieses Jahres hatte sich ein ehemaliger Mitarbeitender der Dorfgemeinschaft Tennental selber bezichtigt, sexuelle Übergriffe an Bewohnerinnen begangen zu haben. Die Dorfgemeinschaft Tennental erstattete sofort Anzeige. Inzwischen sind die Ermittlungen der Polizei abgeschlossen und die Bearbeitung des Falls an die Staatsanwaltschaft übergeben. Gleichzeitig hat die Dorfgemeinschaft Tennental eine umfassende Aufarbeitung des Vorfalls durch unabhängige Experten begonnen.
Die Dorfgemeinschaft Tennental handelt aktiv: zur umfassenden Aufarbeitung des bekanntgewordenen Missbrauchsvorfalls wurden mittlerweile unabhängige Experten beauftragt. „Zunächst richtete sich unsere ganze Aufmerksamkeit auf die Versorgung der Betroffenen und auf die Unterstützung der polizeilichen Ermittlungen, parallel arbeiten wir an einer transparenten und gründlichen Aufarbeitung des Falls“ so Vorstandssprecher Matthias Hacker.
Bei der Aufarbeitung arbeitet die Deckenpfronner Dorfgemeinschaft eng mit Thamar – Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt – in Böblingen zusammen. „Die Aufarbeitung orientiert sich an einem Leitfaden der „Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs“ erläutert Marion Quellmalz-Zeeb von Thamar.
Für diese Aufarbeitung hat das Tennental einen Beirat unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Peter Groß (Hochschule Darmstadt) eingesetzt. Im Beirat sind außerdem Vertreterinnen der Betroffenen, der Fachstelle Thamar und der Dorfgemeinschaft vertreten. Der Beirat hat die Aufgabe den Aufarbeitungsprozess zu steuern und unabhängige Experten für die Aufarbeitungsschritte auszuwählen.
„Mit der Aufarbeitung übernimmt die Dorfgemeinschaft Tennental ihre institutionelle aber auch gesamtgesellschaftliche Verantwortung, sich gegen das gesellschaftliche Verschweigen von Verbrechen und damit nicht zuletzt zur gesellschaftlichen Aufrechterhaltung eines Tabus zu wenden. Ebenso kommt sie somit der Verantwortung gegenüber Betroffenen bezüglich der Vorfälle in der Einrichtung und dem Schutz für die Bewohner*innen nach. Der Vorstand der Dorfgemeinschaft Tennental geht proaktiv vor, indem er externe Experten für die Aufarbeitung einsetzt.“ bewertete Prof. Dr. Peter Groß das Vorgehen der Dorfgemeinschaft.
Innerhalb der Aufarbeitung wird das Entstehen des Missbrauchs und dessen Folgen für die Betroffenen sichtbar gemacht. Zudem wird untersucht, wie etablierte Schutzkonzepte vom Täter unterlaufen werden konnten und wie die bestehenden Konzepte gegebenenfalls noch weiter ausgedehnt werden können. Am Ende der Aufarbeitung wird es einen Abschlussbericht der Experten*innen geben, aus dem auch Empfehlungen für die Einrichtung hervorgehen. „Für uns ist es extrem wichtig, die richtigen Aktionen aus dem Vorfall abzuleiten“ betont Matthias Hacker.
Kontakt:
Prof. Dr. Christoph Fasel
E-mail: christoph.fasel@fasel.de
Mobil: 0151-270 17 645