Werner
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Tennental-Blog   4. April 2021

Das Inzelle

Wer schon mal im Tennental war, könnte über ein „Inzelle“ gestolpert sein. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn diese sind an vielen sich immer wieder ändernden Stellen zu finden.

Gemeint ist damit eine aus verschiedensten Materialien (am Liebsten eine gerade von der Baustelle entwendete Schaltafel) ausgesägte Kirche, die einen für Tennentaler*innen enormen Wiedererkennungswert hat. Aber was hat es nun damit auf sich?

Im Tennental lebt seit vielen Jahren Werner. Seine Mutter hat uns netterweise erzählt, wie Werner zum „Inzelle“ kam:

Eines Tages sah Werner auf dem Titelblatt einer Touristikzeitschrift das Bild der Einsiedelkirche St. Nikolaus vom Oberland (hier genannt „Inzelle“, weil sie in Inzell – Nähe Bad Reichenhall – auch tatsächlich steht).

Ab diesem Augenblick gab es in unserem Hause keine Ruhe mehr. – Werner kam ständig daher, den Finger auf die Kirche zeigend und sprach: „fahr hin, fahr hin“

Anlässlich einer Urlaubsfahrt machten wir dann einen Abstecher nach Inzell und etwas außerhalb gelegen fanden wir dann endlich das „Inzelle“.

Wir mussten sogleich eine Skizze anfertigen („mal auf, mal auf“), um sie ja nicht aus dem Gedächtnis zu verlieren. Zu Hause angekommen, hörten wir nur noch: „Inzelle säg aus, Inzelle säg aus …“ bis zum heutigen Tage. Alle bisherigen Kirchen (wir mussten schon immer Kirchen aussägen) waren uninteressant geworden.

Betritt man nun in Inzell diese Einsiedelkirche – so hängt rechts an der Wand die folgendeChronik zur Entstehung der Kapelle:

„Erbaut von Luitpold II. Graf von Plain als reuiger Büßer. Er hatte in Kaiser Barbarossas Auftrag im Jahre 1167 die Stadt Salzburg durch Brand gänzlich zerstört. In den Kirchenbann
getan, bereute er in der Einsamkeit von St. Nikolaus als Einsiedler seine Tat bis zum Tod 1190.“

Inzwischen wird das Inzelle gewiss hunderte Male sowohl von Werners Familie als auch von den Mitarbeitenden im Tennental ausgesägt worden sein.
Menschen, die Werner ans Herz gewachsen sind, werden hin und wieder von ihm mit einem Inzelle beschenkt, welches manchmal durch eine neue Version ausgetauscht oder auch zurückgefordert wird.

Aus zuverlässigen Quellen wissen wir, dass es auch schon Vesperbrote und Weihnachtsplätzchen in Kirchenform gegeben hat, sehr zu Werners Freude! In der Schreinerei, in der Werner arbeitet, hängt sogar eine ganze Inzelle-Galerie an der Wand.

Und manchmal macht so ein Inzelle auch ganz schön viel Quatsch: da kommt schon mal eines mit in die Badewanne, es kann als Untersetzer verwendet werden oder es geht in hohem Bogen von der Brücke im Flüsschen baden.

Inzelles sind einfach toll und unglaublich vielseitig!