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Tennental-Blog   29. November 2020

Freiraum Schaffen

Ruheoase mit Anschluss ans Dorfleben

 Das Tennental bekommt Nachwuchs: Südöstlich des Klee-Hauses entsteht ein Neubau mit 24 Plätzen für Menschen mit sehr komplexem Assistenz- und Pflegebedarf und Dorfbewohner*Innen mit zusätzlichen psychiatrischen Diagnosen.

Zwei Entwicklungen sind es, die Überlegungen zu einem Neubau im Tennental befeuerten. Zum einen, sagt Vorstandssprecher Matthias Hacker, habe dies mit der Landesheimbauverordnung zu tun. Denn diese begrenze nun die Anzahl der Personen in einer Wohnung sowie die Quadratmeter pro Zimmer. Dadurch verliere das Tennental 20 Plätze in den Bestandsgebäuden. „Diese Plätze“, so Matthias, „wollen wir kompensieren und brauchen dafür ein Folgeangebot.“

Zum anderen, so Vorstandsmitglied und Wohnbereichsleitung Philipp Müller, habe sich gezeigt, dass das Spektrum der Hilfebedarfe, die in einer Hausgemeinschaft abzudecken sind, immer breiter wird. Stichwort: demografischer Wandel. „Das Thema Altwerden – und damit auch ein erhöhter Pflegebedarf – steht deutlich an“, weiß das Vorstandsmitglied. Zudem gelte es, Lösungen für Tennentaler*Innen mit sogenanntem herausforderndem Verhalten zu schaffen. Insbesondere Menschen aus dem Autismus-Spektrum, die oft mit sozialer Überforderung kämpfen, benötigen Rückzugsräume, Reizarmut und die Möglichkeit zu einer individuellen Tagesgestaltung. „Da geht es um Fragen wie: Muss ich immer dann essen, wenn alle essen? Oder: Kann ich auch in meinem Zimmer essen?“, erklärt Philipp.

In einem speziellen Gebäude möchte man für diese beiden Zielgruppen nun bessere Bedingungen schaffen – und dies, ohne die Menschen zu separieren. „Wir machen ihnen ein für ihren Bedarf besseres Angebot und flankieren es mit Maßnahmen, die zu mehr Teilhabe führen“, erläutert der Tennental-Sprecher Matthias.

Südöstlich des Klee-Hauses soll der zweistöckige Neubau entstehen, der sich im offenen und freundlichen Erdgeschoss der Gemeinschaft zuwendet. Hier sollen zwölf Menschen mit komplexem Assistenz- und Pflegebedarf ein Zuhause erhalten. „Das zentrale Moment ist, dass es in diesem Bereich zwar ruhiger ist, die Menschen aber andererseits alles vom Leben mitkriegen“, erklärt Matthias. So ermöglichen die nördlich angesiedelten Gruppenräume und Terrassen Teilhabe an allem, was vor der Tür geschieht. Im südlichen Bereich siedelte Architekt Henning Volpp von der Gesellschaft für Soziales Planen rollstuhlgerechte Bäder und Einzelzimmer mit Eckfenstern an, die den Blick in zwei Richtungen ermöglichen.

Das Gartengeschoss wiederum öffnet sich in Richtung der Felder und bietet damit die Ruhe und die Rückzugsmöglichkeiten, die Tennentaler*Innen mit sogenanntem herausforderndem Verhalten helfen können. Eine Besonderheit sind hier die lichtdurchfluteten Innenhöfe, die es ermöglichen, sozial anspruchsvolle Situationen leichter zu entzerren. „Hier kann man zum Beispiel mit jemandem hingehen, der es beim Essen nicht mehr aushält. Im Innenhof kann er sich dann nach Herzenslust bewegen und ist begleitet und beobachtet“, erläutert Philipp.

Um ein möglichst hohes Maß an sozialer Teilhabe zu ermöglichen, gestattete sich Architekt Volpp einen Kunstgriff: Mitten im Erdgeschoss platzierte er einen Gemeinschaftsbereich. Hier können künftig Musik-, Mal- und Vorlese-Angebote, Handarbeits-Abende und Tagungen des Dorfbeirats stattfinden. „So wird die Verknüpfung hergestellt zum Rest der Gemeinschaft“, stellt Matthias fest. „Und wir denken sogar noch weiter im Sinne der inversen Inklusion: Warum sollen Seniorenangebote nur in Deckenpfronn stattfinden? Warum ein Kaffeekränzchen nicht mal hier machen?“ Den Freundeskreis des Tennentals jedenfalls konnte man begeistern für diese Idee: Er rief nun ein Spendenprojekt für den Gemeinschaftsbereich ins Leben.

Nicht nur die Architektur richtet sich ganz nach den Bedürfnissen der beiden Zielgruppen. Auch die Assistenzkonzepte leiten sich aus dem individuellen Bedarf der zukünftigen Bewohner*Innen ab. „Das erforderliche Know-how ist in der Mitarbeiterschaft bereits heute vorhanden und wird weiter aufgebaut“, führt Philipp aus.

Um die Wohnkapazitäten zu erweitern, wird das Tennental große Summen investieren: Gesamtkosten von 4,3 Millionen Euro sind für den Neubau veranschlagt. Gefördert wird das Projekt vom KVJS mit rund einer Million Euro. „Der Rest“, sagt Matthias, „ist über Eigenmittel, Spenden und Stiftungen zu erbringen – oder durch Kapitalmarktdarlehen.“ Verläuft alles nach Plan, werden die Bauarbeiten im Frühsommer 2021 beginnen, Anfang 2023 soll das Haus in Betrieb genommen werden.

Möchten auch Sie den Bau des neuen Gebäudes unterstützen? Dann freuen wir uns über Spenden auf das Konto der
Lautenbacher Gemeinschaften gGmbH (Bereich Tennental)
IBAN: DE21 6035 0130 0000 0358 55
BIC: BBKRDE6BXXX
bei der Kreissparkasse Böblingen