22. Mai 2019
19:30 Uhr, Großer Saal im Gemeinschaftsgebäude der Dorfgemeinschaft Tennental
Wir freuen uns auf den Vortrag der Initiatorin aller waldorfpädagogischen und heilpädagogischen Initiativen in Kirgistan (Zentralasien) und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, Karla-Maria Schälike.
Karla-Maria Schälike lebte in der Sowjetzeit als einzige westliche Ausländerin in Kirgisistan. Durch die Geburt und den Tod ihres Sohnes Gert-Michael kam sie in Berührung mit dem furchtbaren Schicksal, das schwerstbehinderte Kinder in der Sowjetunion erlitten. Als ihr Sohn Gert-Michael geboren wurde, war neben ihm ein anderer Junge zur Welt gekommen, dessen Mutter bitterlich weinte und ihren Kopf unter der Bettdecke verbarg. Um ihr Bett standen Ärzte, beschimpften sie und forderten irgendetwas von ihr. Karla-Maria Schälike, die als Ausländerin in Kirgisistan lebte, wollte verstehen was vorging. Zu ihrem Entsetzen und Erstaunen erfuhr sie, dass von ihrer Zimmernachbarin gefordert wurde, sich mit ihrer Unterschrift von ihrem eben erst geborenen Kind loszusagen, nur weil es behindert war.
Diese Kinder sind bis heute von der Gesellschaft völlig isoliert und ihr Schicksal interessiert kaum jemanden. Denn noch immer werden sehr viele behinderte Kinder als bildungsunfähig eingestuft, was ihnen den Weg nicht nur in die Kindergärten und Schulen, sondern auch in jede Form von Sonderschulen versperrt.
Als Gert-Michael starb, beschloss seine Mutter, dass sie diesen Kindern mit deren schweren Problemen sie bei der Geburt ihres Sohnes in Berührung kam, helfen wolle. So wurde 1989 das Kinderzentrum Nadjeschda (zu Deutsch „Hoffnung“) gegründet, wo die Erwachsenen den schwer-behinderten Kindern helfen zu singen, zu malen, zu lernen und fröhlich zu sein, so wie es alle Kinder auf der ganzen Welt tun und sind.
Das Kinderzentrum Nadjeschda erhält seit 29 Jahren keinerlei staatliche Zuschüsse. Aber die Hoffnung der Kinder, Eltern und Mitarbeiter von „Nadjeschda“, dass es Menschen gibt, die diesen Kindern helfen, wenn sie erfahren, dass das Schicksal dieser Kinder in ihrer Hand liegt, weil: wenn Sie nicht helfen – niemand hilft – diese Hoffnung wurde nie enttäuscht.
Leider treffen die zunehmenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten und Nöte in der Welt inzwischen auch das kleine Nadjeschdazentrum. Für viele Kinder droht der Ausschluss aus Nadjeschda, weil Gruppen aus finanziellen Gründen geschlossen werden müssten, wenn keine weitere Unterstützung möglich ist. Doch „Nadjeschda“ heißt Hoffnung. Diese Hoffnung der Kinder auf die Unterstützung lieber Menschen wird seit 29 Jahren immer neu belebt. Und in der jetzigen schweren Situation hoffen alle Kinder, Eltern und Mitarbeiter auf das große Verständnis und die Hilfe von Menschen hier in Kirgisistan und im Ausland.
In Kirgisistan gab es keine Ausbildung für Heilpädagogen. Dank der Initiative von Karla-Maria und Igor Schälike wurden und werden im inzwischen staatlich anerkannten Seminar von Nadjeschda HeilpädagogInnen für ganz Kirgisistan ausgebildet.
Weitere Informationen erhalten Sie unter nadjeschda@elcat.kg direkt in Bischkek.